Die preisliche Bandbreite bei Radhosen geht ja von „nachgeschmissen“ um 20 Euro bis in hochpreisige Regionen von 300 Euro oder gar mehr. Was taugt eine so hochpreisige Radhose? Mit der Assos T.cento_s7 Radhose (255 Euro) habe ich den Praxistest gemacht und sie 1 1/2 Jahre mit Rennrad, Mountainbike und Crosser gefahren.
Die T.cento_S7 ist für ultra lange Distanzen angepriesen – ganz so ultra sind diese bei mir nicht ausgefallen, jenseits der 200 bin ich in dem Zeitraum nicht gekommen, allerdings deutlich über 100 Kilometer. Durchaus Distanzen bei denen einem eine schlechte Radhose den Tag ordentlich versauen kann. Mit anführen muss ich hier noch dass ich leider zu den Radfahrern gehöre, die mit Sattel und Sitzpolster gelegentlich ihre Probleme haben und die erwähnten versauten Tage aus eigener Erfahrung kenne!
Der Stoff der Assos Hose wirkt sehr hochwertig und komprimiert ein wenig. Im Schritt besitzt die Hose eine gewebte Struktur die etwas mehr Luft durchlässt, was ich als sehr angenehm empfunden habe – die Kronjuwelen sollen ja nicht zu warm gehalten werden. 😉
Der Schnitt ist sehr angenehm – vorne tief ausgeschnitten, bei kurzen engen Trikots kann schon mal der Bauch ein wenig raus rutschen wenn man nicht auf dem Rad sitzt. Beim Austreten ist der tiefe Ansatz ideal, kurzen Pinkelpausen steht bei Ultradistanzen nichts im Weg. Die Träger spannen im stehen ein wenig, auf dem Rad sitzt wieder alles perfekt (186 cm Körpergröße, Größe L).
Der Sitzpolster hat mich fasziniert, einen so gut gepolsterten (Wabenstruktur) habe ich bisher noch nicht gefahren! Er fängt für meinen Geschmack im Schritt etwas zu weit hinten an und ich habe die Erfahrung gemacht dass er in der Aero Position doch ab und zu zwickt. Beim gemütlichen aufrechten Fahren passt es dann wieder super. Zwischen den beiden gut gepolsterten Seitenteilen hat der Sitzpolster einen dünneren Steg, der vermutlich die Durchblutung im Dammbereich/Schambein verbessern soll. Genau dieser hat sich bei mir in der Aero Position regelmässig so verzwickt dass die Wirkung eher eine Gegenteilige war.
Laut Assos ist die Hose für’s Rennradfahren gedacht, die besten Erfahrungen habe ich allerdings beim Mountainbiken gemacht! Dank der von Haus aus etwas aufrechteren Haltung am Mountainbike kommt die Form des Sitzpolsters perfekt zwischen Sattel und Allerwertesten zur Geltung.
Das Design fängt bei der Hose eigentlich erst unterm Trikot so richtig an, am Rückenteil des Trägers hat sich Assos richtig ausgetobt – der Rest der Hose ist sehr schlicht gehalten. Aus meiner Sicht kein Manko, so passt sie wirklich zu jedem Oberteil. Die Herkunft erkennt man schön am kleinen A welches am linken Oberschenkel innen angebracht ist. Auf der Rückseite der Oberschenkel befinden sich zwei Reflektorstreifen, auf der Langstrecke macht das absolut Sinn – da kann’s schon mal später werden…
Am Träger befindet sich dann auch noch ein lustiges Detail – eine Plastiklasche zum einhängen der Sonnenbrille, „eyeWear Holder“ genannt. Der praktische Nutzen dürfte sich allerdings in Grenzen halten, wenn ich nicht am Rad sitze möchte ich nicht unbedingt mit ausgebeulter Brust herum laufen und am Rad kann ich die Brille durchaus auch an anderer Stelle zwischenparken (z.B. am Helm).
Die Nähte sind alle sehr gut verarbeitet, jene am Beinabschluß fallen aber recht dick aus – da hätte ich mir eher eine nahtlose Variante gewünscht.
Nach 1 1/2 Jahren sieht die Hose trotz regelmässigen Gebrauch immer noch wie neu aus – es gibt keinerlei Verschleißerscheinungen! Auch die Nähte sind alle noch in perfektem Zustand. Die Verarbeitung ist so wie man es in der Preisklasse erwarten kann wirklich 1A.
Mein Fazit zur Assos T.cento_s7 – ein hoher Preis der zum Teil gerechtfertigt ist, allerdings würde ich sie eher bei den langstrecken Mountainbikern als den Rennradfahreren positionieren. Das Sitzpolster ist für die Aero Position nicht wirklich der Renner – am Mountainbike habe ich mich damit allerdings immer pudelwohl gefühlt. Verglichen mit anderen Marken und Modellen würde ich sagen dass es für 100 Euro weniger durchaus vergleichbare Hosen gibt. Die schweizer Edelmarke Assos hat also ihren Preis – wer sich damit schmücken will muss den Aufpreis in Kauf nehmen, für alle anderen gibt es günstigere gleichwertige Alternativen.