Ich bin gestern etwas früher ins Bett gegangen, um 23:52 aufgewacht, der Blick zum etwas schräg stehenden Wecker verrät mir es ist 3:52 – nicht mehr lange und ich werde aufstehen. Beim nächsten Blick auf den Wecker erkenne ich 1:47, da stimmt was nicht! Etwas genauer geschaut – der Irrtum von vorhin klärt sich auf, ich kann weiterschlafen. Kurz vor vier Uhr stelle ich fest dass früher schlafengehen auch bedeutet früher munter zu sein, also was soll’s raus aus dem Bett und den Tag starten! 🙂
04:48 Uhr in ich radle die ersten Meter vor unserer Haustüre noch auf trockenem Schnee und ein wenig Eis, alles kein Problem man ist ja Winter erfahren – da braucht es noch keine Spikes. Die kommen bei mir generell sehr selten zum Einsatz, da muss es schon wirklich stark geschneit haben (meine Spike Reifen haben das bessere Profil) oder auf Regen Frost folgen.
Wenige Meter weiter stelle ich fest dass die Straße staub trocken ist, absolut kein Eis zu sehen – kein Frost trotz -4°. Was will man mehr, perfekte Verhältnisse zum Radfahren! OK, 14 Grad wären morgen auf Mallorca angesagt dafür mit Regen – kurz nachgedacht, ich bin zufrieden wie es bei uns im Moment ist.
Ich verlasse Niederndorf Richtung Ebbs und stelle fest, ich bin der einzige der heute schon munter ist. Wenige Meter weiter wird es von hinten heller, heller als mein eigener Scheinwerfer (der ist wirklich extrem hell) und mein Nacken spürt förmlich da kommt was Großes daher. Gemütlich überholt mich ein Streufahrzeug und salzt auf Teufel komm raus nicht nur die Straße vor mir, die feinen Salzkörner fliegen mir ins Gesicht und Jackpot auch ins Auge.
Tränenden Auges fasse ich es kaum, es regnet nicht, es schneit nicht, die Straßen sind trocken, die Luft ist trocken! Bessere Verhältnisse kann man in unseren Breitengraden zu dieser Jahreszeit nicht haben. Aber wir Tiroler gehen auf Nummer sicher und salzen unsere Umwelt zu. Ist ja nur Salz, das tut ja nix?
In Ebbs wechsle ich von der Straße auf den Radweg, eine steile Rampe führt au den Inn-Damm – vor der Abzweigung zur Rampe gilt es eine kleine Brücke zu überqueren und dank gutem Licht erkenne ich dass die Fahrbahn dahinter etwas vereist ist, ich passe meine Geschwindigkeit an, schalte runter und fahre ohne auch nur ein einziges Mal zu rutschen die steile verschneite Rampe hoch. Welch ein Glück, hier wurde nicht gesalzen – die Fahrbahn ist brauchbar! 🙂
Dem Fußgänger und Radfahrer traut man es also doch zu die Geschwindigkeit passend zu wählen und eigenverantwortlich den Radweg zu nutzen. Mir geht beinahe das Herz auf bei so viel Vertrauensvorschuss!
Anders rum gedacht frage ich mich ob es jetzt wirklich so ist dass alle Autofahrer unfähig sind, die Straßenverhältnisse korrekt einzuschätzen, und man daher 24 h am Tag dafür sorgen muss dass garantiert jeder Millimeter unserer Hauptstraßen schnee- und eisfrei bleibt – selbst wenn beides nicht im Ansatz vorhanden ist?
Wenn denn wenigstens nur dort gestreut würde wo es im Winter wirklich gefährlich werden kann (Brücken und andere bekannte stellen an denen sich Eis bildet), das würde einiges an Salz und vermutlich auch Zeit sparen.
Aber es findet sich sicher irgend jemand der uns allen vernünftig erklären kann wozu das ganze dient, ich kann es nicht und google konnte mir auch nicht wirklich was brauchbares liefern.
Vermutlich dient es der Absicherung gegenüber irgendwelchen höheren Mächten (Versicherungen), die in ihren Bedingungen festgeschrieben haben dass sie leistungsfrei sind falls die Straßen nicht permanent mit einer sichtbaren Schicht Salz überzogen sind.
Meinem Auge geht es übrigens wieder gut! Bei dem Wetter fast nicht möglich, fand sich doch tatsächlich ein feuchter Tropfen der sich ums Salz kümmerte… 😉